Im Gebäude Kirchbachstraße 16 lebte bis 1935 der Schauspieler, Dramaturg, Publizist und SS-Angehörige Dr. Wolfgang Nufer (1902-1973).
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Dr. W. Nufer, ca.1935 (Q:NARA) |
Wolfgang Nufer wurde am 31.10.1902 in Rohrbach/Obb. geboren. Er besuchte die Volks-und Mittelschule sowie die Universität in München. Die Zeit nach dem 1.Weltkrieg beschreibt er 1936 folgendermaßen : „Im April 1919 zog ich mit dem Freikorps Epp nach München gegen die kommunistische Räteregierung, im Frühjahr 1920 mit der Schützenbrigade Epp ins Ruhrgebiet zur Operation gegen die aufständischen Kommunisten, im Frühjahr 1921 mit dem Freikorps Oberland nach Oberschlesien (Selbstschutzaktion). In Oberschlesien geriet ich in polnische Gefangenschaft, kam vor ein installiertes Kriegsgericht, wurde zu Gefängnis verurteilt und dann ausgewiesen.“.
In München studierte Wolfgang Nufer Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft. Im Jahr 1928 erfolgte seine Promotion. Dr. Wolfgang Nufer wurde 1929 als Schauspieler am Sächsischen Staatstheater Dresden engagiert. Nach 4 Jahren erfolgte dann seine Ernennung zum Chefdramaturgen am Staatstheater. Während dieser Zeit schreibt er an Staatskommissar Hans Hinkel: „[…] Wir in Dresden am Schauspielhaus versuchen ja nun allmählich wirklich Ernst zu machen mit dem radikalen Umbruch, wie Sie aus den geplanten Uraufführungen für die Spielzeit 1935/36 wohl ersehen werden. […] Deshalb freut uns junge Menschen die Kühnheit und Unbedenklichkeit, mit der die nationalsozialistische Regierung Schluß macht mit allen aufgebrauchten Elementen. […]“. Im Jahr 1935 gab es Überlegungen, Dr. Wolfgang Nufer die Generalintendanz in Dresden zu übertragen. Fürsprecher waren u.a. Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels und Reichsführer-SS Heinrich Himmler. Aufgrund seines jungen Alters und der beruflichen Unerfahrenheit wurde Dr. Wolfgang Nufer abgesagt.
Im Jahr 1932 gründete Dr. Wolfgang Nufer in Dresden die Zeitschrift „Völkische Kultur“. Zu den Mitherausgebern zählten Otto Günther von Wesendonk (1885-1933) und danach Rudolf Buttmann, MdR. (1885-1947). Die Monatsschrift wurde im Wilhelm-Limpert-Verlag (Dresden-A.1, Marienstraße 16) verlegt. Zu den Befürwortern der Zeitschrift gehörten u.a. Reichsminister und SS-Führer Richard Walther Darré sowie Reichskriegsminister Werner von Blomberg.
Ebenfalls in seiner Dresdner Zeit erfolgte im August 1932 der Eintritt in die NSDAP und am 7.5.1935 in die SS. Er wurde dem Stab des SS-Oberabschnitt Elbe zugeordnet. Dr. Wolfgang Nufer übernahm die Aufgabe eines Kulturreferenten. Am 1.1.1936 erfolgte eine Berufung als Intendant an die Städtischen Bühnen Freiburg i.Br.. Während seiner beruflichen Tätigkeit in Freiburg gehörte er zum Stab des SS-Abschnitt XXIX. Im Frühjahr 1942 wurde mit dem Aufbau eines deutschen Theaters in den besetzten Niederlanden begonnen. Als Intendant wurde schließlich Dr. Wolfgang Nufer berufen. Am 19.November 1942 erfolgte durch ihn die feierliche Eröffnung in der Stadtschauburg in Den Haag. Folglich wurde er ab dem 1.November 1942 zum Stab des SS-Oberabschnitt Nordwest in Den Haag überstellt. Sein letzter SS-Dienstgrad war der eines SS-Obersturmführers.
Im Spätherbst 1944 floh Dr. Wolfgang Nufer mit seiner Frau in die Schweiz. In der Nähe von Wallbach durchschwammen sie den Rhein. Seine freiwillige Rückkehr nach Deutschland erfolgte Anfang 1946.
Dr. Wolfgang Nufer war dreimal verheiratet. Bei seiner ersten Frau fungierte der Schriftsteller Hans Friedrich Blunck als Bürge der Braut im SS-Heiratsgesuchsverfahren. Am 3.1.1973 verstarb Dr. Wolfgang Nufer in Haar bei München.
Zusätzliche Angaben und Zitate wurden dem Buch von Thomas Salb: Trutzburg deutschen Geistes, Kapitel 5 : Dr. Wolfgang Nufer, S.116 ff., 1.Aufl. 1993, erschienen im Verlag Rombach, entnommen.
Q: Ernst Klee : Das Personenlexikon zum Dritten Reich
Q: Ernst Klee : Das Personenlexikon zum Dritten Reich