Wohnung SS-Arzt : Dresden-A.16, Pfotenhauerstr. 90, Haus C

Im "Gebäude C" der Staatlichen Frauenklinik Dresden, Pfotenhauerstraße 90, wohnte zwischen 1932 bis 1935 der Oberarzt und SS-Arzt Prof. Dr. Eugen Gäßler.
Adressbuch Dresden 1932, S.536
Am 21.12.1897 wurde Eugen Gäßler als Sohn eines Rittergutspächters in Hochdorf an der Enz in Württemberg geboren. Er besuchte die Elementar-und Lateinschule in Vaihingen. Im Jahr 1916 legte er die ordentliche Reifeprüfung am Realgymnasium in Stuttgart ab. Danach diente Eugen Gäßler während des 1.Weltkrieges im Württembergischen Fussartillerie Regiment 13 als Leutnant der Reserve. Vom Januar 1919 bis April 1920 gehörte er dem Studentenbataillon unter Major Theodor Sproesser an.
Im Jahr 1919 nahm Eugen Gäßler sein unterbrochenes Medizinstudium in Tübingen und München wieder auf. Nach dem Staatsexamen und der Promotion folgten Assistentenjahre in Stuttgart und 3 Semester Studium der Elektrotechnik an der TH. Stuttgart zwecks Vorbereitung für die medizinische Röntgenologie. Von 1924 bis 1925 folgte an der Universität Wien eine Ausbildung in Röntgenologie. Ab 1925 begann Dr. Eugen Gäßler die Ausbildung zum Facharzt für Geburtshilfe und Gynäkologie an der I.Universitäts-Frauenklinik Wien, an der Frauenklinik des Heiliggeisthospitals in Frankfurt/M. und an der Staatlichen Frauenklinik Dresden bzw. Akademie für Ärztliche Fortbildung in Dresden. Dr. Eugen Gäßler übernahm hier die Funktion eines I. Assistenten, 1931 eines Oberarztes und 1932 folgte die Ernennung zum Professor und Lehrer für ärztliche Fortbildung, Hebammenschule und Säuglingsschwesternschule. Im Jahr 1935 erfolgte dann die Übersiedlung nach Stuttgart und Tätigkeit als selbständiger Facharzt für Frauenheilkunde sowie leitender Arzt der gynäkologischen Abteilung des Wilhelmshospitals.
v.l.: Gäßler u. Warnekros in Dresden, ca. 1933 (Q: privat)
Am 1.4.1933 trat Prof. Dr. Eugen Gäßler in die SS ein. Am 1.5.1933 erfolgte die Aufnahme in die NSDAP. Während seiner Tätigkeit am Wilhelmshospital in Stuttgart erfolgte am 9.11.1936 die Aufnahme in das SS-Führerkorps mit dem Dienstgrad SS-Untersturmführer und der Dienststellung als Arzt im Ausbildungsstab der SS-Sanitätsabteilung Südwest. Zu seiner Tätigkeit in der Dresdner SS schreibt Eugen Gaessler im September 1947 ausführlich im Rahmen seines Entnazifizierungsverfahrens : "Sommer 1933 suchte die SS in Dresden zur ärztl. Versorgung ihrer weiblichen Familienmitglieder einen Frauenspezialisten von anerkannter klinischer und wissenschaftlicher Qualifikation. Der Chef des Gesundheitswesens im Staatsministerium Dresden, an den sich die SS gewandt hatte, verwies diese an die öffentliche geburtshilfliche gynaekologische Poliklinik, deren Leitung ich seit 1929 inne hatte. Der daraufhin an mich gelangten Aufforderung der SS habe ich stattgegeben. Eine Ablehnung für die ich damals keine hinreichende Begründung hätte vorbringen können, wäre mir als "unärztlich" ausgelegt worden. Ich habe daraufhin bis 1934 in Dresden, ab 1935 bis zum Kriegsausbruch in Stuttgart in Fällen von Geburtshilfe und Frauenkrankheiten ärztliche Hilfe geleistet. Es fand dies unter völlig zivilen Umständen und ohne jeden Unterschied zusammen mit meinen übrigen Patientinnen in meiner öffentlichen Sprechstunde oder in meiner Klinik statt. Ich habe alle diese Frauen nach besten Wissen und Können und nach üblichen ärztlichen Gepflogenheiten behandelt, [...] Um durch die SS formell erfasst zu sein wurde ich bis 1934 in Dresden bei der damals meiner Klinik örtlich nächstgelegenen Sanitätsstelle eines Sturmes der Motor-SS listenmässig geführt. [...]". Weiterhin beschreibt Eugen Gäßler seine Meldung für die SS folgendermaßen : "[...] Nicht aus eigenem Antrieb zur SS gelangt, sondern vom Dienstvorgesetzten als für die verlangte ärztl. Tätigkeit gemäss meiner damals innegehabten Berufsstellung für zuständig erklärt und namentlich genannt. Seitens der SS wurde die formelle Bindung meiner Person zur Sicherstellung der ärztlichen Leistung durch mich persönlich und nicht etwa durch meine Assistenten absichtlich betrieben.". Im Jahr 1936 schrieb Prof. Dr. Eugen Gäßler in seinem Lebenslauf : "[...] Eintritt in die SS u. NSDAP am 1.4.33. Bisher Standartenarzt bei 2., 6. u. 10.SS-Mo, jetzt im Ausbildungsstab der San. Abtlg. Südwest. [...]".
Prof. Dr. E. Gäßler, ca. 1936 (Q: NARA)
Während des 2.Weltkrieges arbeitete Prof. Dr. Eugen Gäßler als Chirurg mit der Dienststellung eines Stabsarztes der Reserve im Heer.
Nach 1945 folgte die Internierung bis zum 30.6.1947 in der britischen Besatzungszone. Prof. Dr. Eugen Gäßler arbeitete während dieser Zeit in der Inneren Abteilung der Krankenanstalt in Wittmund/Ostfriesland. Im Februar 1949 erfolgte die Einstellung des Entnazifizierungsverfahrens mit der Einstufung in die Kategorie IVb (Mitläufer). Eugen Gäßler verzog wieder nach Stuttgart. Er verstarb am 18.2.1984 in Konstanz.