Praxis SS-Arzt : Dresden-A.24, Reichsstraße 21

Im Erdgeschoss des Wohnhauses Reichsstraße 21 unterhielt der selbständige Chirurg und SS-Arzt Dr. Kurt Scharsich (1895-?) zwischen 1935 und 1945 eine Facharztpraxis. Seine Wohnung befand sich vor 1945 im Gebäude "Am Beutlerpark 4".
Dr. Kurt Scharsich (1895-?) Q:NARA
Kurt Scharsich wurde am 13.7.1895 als einziger Sohn des Kreistierarztes Curt Scharsich in Striegau in Schlesien geboren. In Striegau und Lüben besuchte er das Realgymnasium, wo er die Reifeprüfung ablegte. Im August 1914 trat er als Kriegsfreiwilliger beim 2.Schlesischen Feld-Artillerie-Regiment (FAR.) 42 ein. Im Winter 1914/15 erkrankte er an einer schweren Lungen-und Brustfellentzündung. Im April 1915 folgte schließlich vom Verwundeten-Bataillon des FAR.6 in Breslau seine Entlassung.
Ostern 1916 begann Kurt Scharsich sein Medizinstudium an der Universität Breslau. Später studierte er ebenfalls an der Universität Freiburg im Breisgau. Das praktische Jahr absolvierte er an der Universitäts-Kinderklinik Breslau sowie am Pathologischen und bakteriologischen Institut des Stadtkrankenhauses Dresden-Friedrichstadt. Weiterhin arbeitete Dr. Kurt Scharsich 6 Monate an der Staatlichen Frauenklinik in Dresden. Zu Beginn des Jahres 1923 wechselte Dr. Kurt Scharsich an die Chirurgische Klinik des Stadtkrankenhauses Dresden-Friedrichstadt unter Prof. Albert Fromme (1881-1966). Im selben Jahr veröffentlichte er einen Aufsatz mit dem Titel: "Ein Beitrag zur Chondrodystrophie-Frage". Im Jahr 1925 wurde Dr. Kurt Scharsich Oberarzt der Chirurgischen Klinik, als welcher er insgesamt 10 Jahre dort tätig war. Im November 1935 erfolgte seine Niederlassung als selbständiger Facharzt für Chirurgie in den Praxisräumen Reichsstraße 21. Zu Beginn der 1940iger Jahre war Dr. Kurt Scharsich als Chefchirurge am St.Joseph Stift in Dresden tätig.
Praxisstempel um 1942 (Q: NARA)

Im Jahr 1935 und 1937 wurde Dr. Kurt Scharsich zu Übungen bei der Sanitäts-Abteilung 4, Standortlazarett Dresden eingezogen. Im 2.Weltkrieg war er in gleicher Funktion tätig. Sein Wehrmachtsdienstgrad war Oberarzt der Reserve.
Dr. Kurt Scharsich trat am 1.5.1933 in die NSDAP ein. Er war u.a. Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes und bis 1935 des NSKK. Zu seinem Übertritt vom NSKK. zur Allgemeinen-SS schreibt Dr. Kurt Scharsich im Jahr 1936: "[...] Im Herbst 1935 wurde ich vom SS-Oberabschnitt Mitte [Anm.: damals in Dresden] gebeten, die neu zu schaffende Stelle des beratenden Chirurgen des Oberabschnittes zu übernehmen und habe diesem ehrenvollen Antrag stattgegeben. [...]". Bereits am 13.9.1936 wurde Dr. Kurt Scharsich in das SS-Führerkorps aufgenommen. Sein letzter SS-Dienstgrad war SS-Sturmbannführer. Die Dienststellung war die des beratendenden Chirurgen im Stab des SS-Oberabschnitt Elbe.
Im März 1943 heirateten Dr. Kurt Scharsich und Thea Köhler, welche Geschäftsinhaberin der Fa. Dürerhaus Dresden war. Die Ehe blieb kinderlos. Über den Verbleib von Dr. Kurt Scharsich nach 1945 ist bisher nichts bekannt.