Wohnung SS-Arzt : Dresden A.24, Ackermannstraße 4, I

Im Wohnhaus Ackermannstraße 4 in Dresden lebte zwischen 1935 und 1945 Oberregierungs-und Medizinalrat Dr. Friedrich Lehnert. Er war seit 1933 SS-Angehöriger und u.a. als beratender Hygieniker beim Oberabschnittsarzt des SS-Oberabschnitt Elbe (Gebiet der NSDAP.-Gaue Sachsen und Halle-Merseburg) tätig.
Portrait Dr. Friedrich Lehnert (Q: NARA)
Karl Friedrich Lehnert wurde als Sohn eines Oberlehrers am 2.12.1885 in Marienberg geboren. Hier besuchte er bis zum 10. Lebensjahr die Volksschule, danach das Progymnasium Annaberg und schließlich das Staatsgymnasium in Chemnitz. Zwischen 1905 und 1910 studierte Friedrich Lehnert Medizin an den Universitäten Freiburg i.B. und Leipzig. Am 23.6.1911 erhielt er die Bestallung als Arzt. Im selben Jahr promovierte Friedrich Lehnert zum Dr. med.. Die weitere ärztliche Ausbildung erhielt er in folgenden Einrichtungen : Pathologisches Institut der Universität Leipzig, chirurgische Abteilung des Kinderkrankenhauses der Universität Leipzig, chirurgische Abteilung Stadtkrankenhaus Lübeck, innere Abteilung Stadtkrankenhaus Erfurt, geburtshilfliche Abteilung der Charité Berlin und an der Landes-Heil-und Pflege-Anstalt Pirna-Sonnenstein. In seiner Berliner Zeit nahm Dr. Friedrich Lehnert an dem amtlichen Lehrgang für Kreisärzte teil. Im Sommer 1919 legte er die Staatsprüfung zum Bezirksarzt beim Landesgesundheitsamt Dresden ab. Am 1.1.1920 wurde Dr. Friedrich Lehnert als beamteter Arzt auch beim Landesgesundheitsamt Dresden eingestellt und somit in den sächsischen Staatsdienst übernommen. In der Funktion als Bezirksarzt war er bis 1924 in Werdau, bis 1926 in Zwickau und bis 1934 in Pirna tätig. Im Jahr 1927 wurde er als staatlicher Gesundheitskommissar für das gesamte Überschwemmungsgebiet im östlichen Erzgebirge eingesetzt.
Am 1.10.1934 wurde Dr. Friedrich Lehnert zum Oberregierungs-und Medizinalrat befördert und zur Kreishauptmannschaft Dresden-Bautzen als Medizinalreferent versetzt.
Dr. Friedrich Lehnert war Herausgeber der "Nachrichten für das Medizinalwesen im Land Sachsen" und Verfasser von ca. 20 Veröffentlichungen, u.a. "Die Organisation der staatlichen Gesundheitsverwaltung im Freistaat Sachsen, 1927".
Unterschrift Dr. F. Lehnert im Jahr 1944 (Q: NARA)
Die militärische Grundausbildung erhielt Friedrich Lehnert beim Schützen-Regiment 108 in Dresden. Im 1. Weltkrieg wurde er seit dem 6.8.1914 als Militärarzt eingesetzt. Zum Ende des 1. Weltkrieges im Jahr 1919 kehrte Dr. Friedrich Lehnert als Regimentsarzt des IR.416 mit dem Dienstgrad Oberarzt nach Dresden zurück. Während des Krieges erhielt er eine besondere Ausbildung im Gasschutz, er war als Chefarzt in einem Feldlazarett, als Adjutant eines Korpsarztes und als Bakteriologe beim beratenden Hygieniker auf der Krim tätig.
Zwischen den Weltkriegen, in den Jahren 1936 und 1937, nahm Dr. Friedrich Lehnert an Übungen der Santitäts-Abteilung IV des Heeres in Dresden teil.
Im 2. Weltkrieg wurde Dr. Friedrich Lehnert bis zum Herbst 1942 wiederum als Miltärarzt eingesetzt. Am 1.7.1942 wurde er zum Oberfeldarzt d.R. befördert. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet er im Feldlazarett 4/542. Im Oktober 1942 erkrankte Dr. Friedrich Lehnert an Typhus und Arthritis. Er wurde heimatversetzt zum Heeres-Lazarett V in Dresden.
In der NSDAP. war Dr. Friedrich Lehnert seit dem 1.5.1933 Mitglied. Er war als Redner des sogenannten Rassenpolitischen Amtes, als Kameradschaftsleiter des NS.-Ärztebundes sowie als Kreisleiter der Arbeitsgemeinschaft für Rauschgiftbekämpfung tätig.
Am 30.1.1934 wurde Dr. Friedrich Lehnert in die SS und am 30.1.1937 in das SS-Führerkorps aufgenommen. Anfangs wurde er als sogenannter Sturmbannarzt in der 46.SS-Standarte eingesetzt. Danach übernahm er die Aufgaben eines Standartenarztes im 9.SS-Nachrichtensturmbann sowie als Hygieniker beim Oberabschnittsarzt des SS-Oberabschnitt Elbe. Nach seiner uk.-Stellung im Jahr 1943 übernahm Dr. Friedrich Lehnert wieder die Aufgaben des Hygienikers beim SS-Oberabschnitt Elbe. Am 1.9.1943 wurde er als Angleichung an seinen letzten Wehrmachts-Dienstgrad zum SS-Obersturmbannführer in der Allgemeinen-SS befördert. Am 17.5.1944 wurde Dr. Friedrich Lehnert zum Beauftragten des RFSS. für Schädlingsbekämpfung für den Bereich des Höheren SS-und Polizei-Führer Elbe ernannt.
Beurteilung durch Ludolf v. Alvensleben-Schochwitz im Jahr 1944 (Q: NARA)
Dr. Friedrich Lehnert war verheiratet und Vater von 5 Kindern. Über seinen Verbleib ist bisher nichts bekannt.