Zwischen 1931 und 1944 lebte und arbeitete im Wohnhaus Gartenstraße 31 (vor 1945 : Adolf-Hitler-Straße) der Pirnaer Zahnarzt und SS-Führer Dr. med.-dent. Martin Hellinger (1904-?). Im Jahr 1944 verzog er in das Wohnhaus Breite Straße 1 in Pirna.
Dr. Martin Hellinger, ca. 1940/41 (Quelle:NARA) |
Martin Hellinger wurde als vierter Sohn des Prokuristen Hugo Hellinger am 17.Juli 1904 in Pirna geboren. Er besuchte von 1911 bis 1915 die Seminarschule und von 1915 bis 1924 das Realgymnasium in Pirna. Im Sommer 1924 meldete sich Martin Hellinger als Zeitfreiwilliger im 10.(sächs.) Infanterie-Regiment in Dresden. Von 1924 bis 1927 studierte Martin Hellinger Zahnheilkunde an der Universität Leipzig. Es folgten im Dezember das zahnärztliche Staatsexamen und im Dezember 1928 die Promotion. Seine Dissertation besitzt das Thema: Beitrag zur Pathologie und Therapie der Mikrognathie. Vom 1. Januar 1928 bis zum 31.März 1931 war Martin Hellinger als Assistent im Zahnärztlichen Intsitut der Universität Leipzig tätig. Im April 1931 trat er schließlich in die Praxis seines Bruders Dr. Erich Hellinger in der Gartenstraße 31 in Pirna ein.
Adreßbuch Pirna 1938, S.206 |
Am 1.Mai 1933 wurde Martin Hellinger Mitglied der NSDAP. . Seit dem 1.Juni 1933 gehörte er der SS an. Bis 1938 wurde Martin Hellinger u.a. als Zahnarzt im Ausbildungsstab der SS-Sanitätsabteilung des SS-Abschnitt II eingesetzt. Im Jahr 1935 meldete sich Martin Hellinger freiwillig zu einer Übung bei der Minenwerfer-Ergänzungs-Kompanie in Dresden. Er erhielt den Wehrmachts-Dienstgrad Schütze. Anfang 1938 trat Martin Hellinger aus der evangelisch-lutherischen Kirche aus. Zu Beginn des 2.Weltkrieges diente Martin Hellinger im Infanterie-Ersatz-Bataillon 344 und wurde als Gefreiter am 20.12.1940 entlassen. Es erfolgte eine UK.-Stellung seitens des SS-Oberabschnitt Elbe. Martin Hellinger stellte nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht sogleich einen Übernahmeantrag in die Waffen-SS. Am 29.1.1941 erhielt er einen vorläufigen Annahmeschein zur Stellung in die Waffen-SS bei den SS-Totenkopfverbänden. Im März 1941 heiratete Martin Hellinger. Am 3.3.1941 begann er als Zahnarzt bei der SS-Sanitätsstaffel des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Im Oktober 1941 wechselte er als leitender Zahnarzt in das Konzentrationslager Flossenbürg. Und vom 10.März 1944 bis zum April 1945 war Martin Hellinger in gleicher Funktion im Konzentrationslager Ravensbrück tätig. Sein letzter SS-Dienstgrad war SS-Hauptsturmführer.
Zu Kriegsende geriet Martin Hellinger in Gefangenschaft und wurde im I. Hamburger Ravensbrück-Prozess am 3. Februar 1947 zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bereits am 14. Mai 1955 erfolgte seine Entlassung. Der Verbleib von Martin Hellinger ist bisher unbekannt.