SS-relevantes Gebäude: Dresden-A., Taschenberg 3

Die Arbeitsgemeinschaft Turkestan e.V. (AT)
Im Gebäude „Taschenberg 3“, dem Taschenbergpalais, befanden sich zwischen 1944 und 1945 Arbeitsräume der „Arbeitsgemeinschaft Turkestan e.V.“, welche eine geheime Gründung des Auslandsnachrichtendienstes der SS (Amt VI G im RSHA.) war. Geschäftsführer war der Jurist Dr. Konrad Schloms.
Wie das Dresdner Adreßbuch 1943/44 (Stand ca. 1942/43) zeigt, wurde das Gebäude "Taschenberg 3" verschiedenartig genutzt : durch Gewerbe, Reichspost, Wehrmacht, Institutionen sowie von Privatpersonen.
Auszug Anschriftenverzeichnis 1943/44
Die Organisation
Folgende Abteilungen wurden lt. Bericht des damaligen Organisators und SS-Führers Dr. med. Reiner Olzscha (1912-?) eingerichtet :
„Islam unter der Leitung von Hartmann (und Spuler)
Linguistik unter Dr. Benzing
Folkloristik unter Prof. Janski
Volkswirtschaft unter Prof. Schwittau
Geschichte unter Prof. Spuler
Medizin unter meiner Leitung“

Innenhofansicht um 1904 (Quelle: wiki)
Die Bibliothek
Dr. Olzscha berichtet weiter (zitiert nach van Koningsveld): „Schließlich wäre noch hierher zu rechnen die Bibliothek, die aufsichtsmäßig Dr. Schloms unterstand, im übrigen aber für sich arbeitete und vor allem Bestandsaufnahme- und Katalogarbeiten ausführte. Diese Bibliothek wurde im wesentlichen zusammengekauft aus Bücherbeständen, die sich in Buchhandlungen, Antiquariaten usw. befanden. Es sollten alle Bücher angeschafft werden, die den Raum (Landeskunde, Völkerkunde, Verkehr, Kultur usw.) betrafen. Ferner alle grundlegenden wissenschaftlichen Bücher, die die einzelnen Abteilungen für ihre Arbeit brauchten (Lexika, Nachschlagewerke, Lehrbücher). Eine besondere Ankaufsaktion war einmal in Holland erfolgt, wo bei dem Antiquariat Brill ein größerer Posten gekauft worden war. Außerdem war vorgesehen, daß aus der Rosenbergschen Bibliothek nach und nach ein paar Bände erhalten werden konnten. Die Bibliothek war noch sehr im Anfang, da Bücher kaum aufzutreiben waren und der beabsichtigte Tausch mit anderen Stellen infolge der Evakuierung der Büchereien Schwierigkeiten machte.
Für ein reibungsloses Arbeiten der einzelnen Abteilungen waren viel zu wenig Bücher dagewesen. Meines Wissens wurde die Bibliothek bisher auch kaum benutzt, zumal ja auch noch kaum gearbeitet wurde. Dafür sollte in der Bibliothek eine gründliche und vollständige Erfassung allen Schrifttums erfolgen, da[s] sich mit Mittelasien befaßte und in der dazu anzulegenden Kartei jedesmal vermerkt werden, wo sich das betreffende Buch befindet. Da nicht erwartet werden konnte, auch nur einen nennenswerten Teil aller einschlägigen Bücher für die AT zu erwerben, sollte auf diese Weise wenigstens die Ausleihung bei der jeweiligen Bibliothek erreicht werden. Die Arbeiten an dieser Kartei sind auch erst im Anfangsstadium gewesen, wie mir erinnerlich, ist diese Nachschlag-Kartei erhalten geblieben.
Für die Mullahschule sollten Bücher islamischen Inhalts beschafft werden. Die von Holland angekauften Bücher scheinen aber alle arabischer Natur gewesen zu sein, ihre gelegentliche Abgabe oder Umtausch gegen andere war in Aussicht genommen. Für den Unterricht an der Mullahschule hatte Prof. Idris aus seinem Besitz eine Reihe von Büchern ausgeliehen, die in seinem Arbeitszimmer aufgestellt waren. Ich glaube, sie sind verbrannt. Außerdem war eine Reihe von Koranen vorrätig, die kostenlos vom Propaganda-Ministerium bezogen werden konnten. Eine Reihe von altertümlichen Büchern, deren Wert und Inhalt ich nicht beurteilen konnte, war von Dr. Murad von einer Reise nach Sarajewo mitgebracht worden. […]“.

Das Ende
Das Taschenbergpalais wurde während der Bombenangriffe auf Dresden am 13./14.2.1945 zerstört. Das Personal der AT siedelte nach Weißenfels in eine Kaserne über.