Wilhelm Krichbaum - Lebenslauf bis 1933

Lebenslauf vom späteren Chef der Geheimen Feldpolizei im 2. Weltkrieg, Wilhelm Krichbaum. Der handschriftliche Lebenslauf ist datiert auf den 12.12.1934 und in Dresden geschrieben. Krichbaum wohnte zu diesem Zeitpunkt in Dresden-Altstadt, Lindenaustraße 40 und arbeitete als Beamter beim Geheimen Staatspolizeiamt Sachsen in Dresden.

„Am 7. Mai 1896 zu Wiesbaden geboren, trat ich nach meiner Schulentlassung beim Forstmeister Geyer der luxemburgischen Finanzkammer in die Forstlehre. Im Verlauf der Lehrzeit wurde ich wunschgemäss in der Hauptsache im Forstschutz verwandt und meldete mich nach Ablauf der Lehrzeit beim Jägerbataillon 11 in Marburg. Ich wurde zurückgestellt und ging zunächst als Forstschutzbeamter nach Oberschlesien. Im August 1914 meldete ich mich sofort und wurde als Freiwilliger beim IR 87 angenommen. Den Feldzug machte ich bei den Regimentern 87, 223 und 186 von 1914-1918 mit, wurde viermal verwundet, holte mir als Unteroffizier das EK.I und das Hess. Kriegsehrenzeichen in Eisen. Von 1916-1918 tat ich Dienst als Stosstruppführer im Regiments-und Divisionsverband. Nach der Entlassung aus dem Feldherr trat ich im Dezember 1918 in das „Hessisch-Thüringische-Freikorps“ ein, mit welchem ich die Kämpfe gegen Spartakus in Mitteldeutschland und in München mitmachte. Nach der Einnahme von München nahm das Freikorps an der Niederwerfung des 1. Polenaufstandes teil. Das Freikorps löste sich dann auf und ich trat in eine Abwehrorganisation des Oberschlesischen Selbstschutz ein. Als Verbindungsmann zwischen meiner Organisation und den Baltikumtruppen wurde ich im Dezember 1919 durch einen Sowjetagenten schwerverletzt. Nach meiner Wiederherstellung ging ich im Auftrag des „Verbandes nationalgesinnter Soldaten“ ins besetzte Gebiet, wo ich organisatorisch tätig war. 1921 war ich Sprengtechniker in einem „Sprengtechnischem Büro“ in Frankfurt-Rödelheim, danach Beamter des „Comité douane de Territoire Rhenane“, um auftragsgemäss Nachschub und Grenzpassage für die Leute des Abwehrdienstes sicherzustellen. Als diese Stellung infolge der Aufmerksamkeit der Franzosen nicht mehr zu halten war, wurde ich Ende 1921 in der Gegend von Merseburg eingesetzt, um die Kommunistischen Einflüsse in den Leunawerken zu überwachen. Ab Januar 1922 war ich wieder im Rheinland gegen den Separatismus tätig, ab Mitte 1922 Führer einer Abwehrgruppe bei den Unruhen in Mitteldeutschland. Ende 1922 übernahm ich als Angehöriger der Brigade Ehrhardt die Dresdener SA und trat in die Ortsgruppe Dresden der NSDAP ein, welcher ich bis zum Verbot im November 1923 angehörte. Dann trat ich in die Brigade zurück und gehörte in der Folgezeit dem Wehrwolf, dem Bund Oberland und dem Bund Wiking an bis zu dessen Auflösung im Jahre 1928. Vom Jahre 1926 ab war ich in der Landesverteidigung tätig, in welcher ich das Feldjägerbattl. Dresden führte bis zur Auflösung. Im Laufe der folgenden Jahre war ich Führer der illegal weiter bestehenden Brigade Ehrhardt mit Wissen und im Einverständnis mit den leitenden örtlichen Stellen der NSDAP bis zur Eingliederung der Brigade Ehrhardt in den Verband der SS. Nach meiner Meldung in den SD des RFSS schied ich aus allen Ämtern und Verbindungen aus. Am 7.10.1933 wurde ich auf Anordnung des RFSS als Sturmführer im SD eingestellt. Seit 1.7.1933 bin ich Feldjäger-Hauptmann im Geheimen Staatspolizeiamt Sachsen.“

In einem maschinenschriftlichen Lebenslauf verfasst am 1.12.1933 finden noch andere Punkte Erwähnung, welche ein Jahr später im Lebenslauf fehlen.

a) Berufliche Tätigkeit Krichbaums : „[…] Von 1923 zivilberuflich tätig in kaufmännischen und technischen Stellungen. Ab 1925 im Automobilbau und Handel, Spezialist für Traktoren und Schwerlastwagen (aus militärischen Gründen). […]“

b) Krichbaum als enger Mitarbeiter von Manfred von Killinger : „[…] ab Frühjahr 1922-1925 Adjutant des Kaptlt. v. Killinger […] Ab 1928 Vertrauensmann des SA-Führers v. Killinger, in dessen Auftrag [!] zur Überwachung Eintritt in die Unternehmen des Kapitän Ehrhardt […]“